Felix Bölte

N.B.: Auf boelte.computus-druck.com wurde die Präsenz vom Server der Universität Frankfurt gespiegelt.

Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit dem Altphilologen, Gymnasiallehrer, Honorarprofessor und Menschen Felix Fritz Otto Bölte (1863–1943) sowie seinen beiden Reisen nach Griechenland und ins Osmanische Reich als Stipendiat des Deutschen Archäologischen Instituts in den Jahren 1903/1904 und 1909. Felix Bölte bereiste zweimal jeweils für ein halbes Jahr das Themengebiet der klassischen Philologie und verfaßte dabei Reisetagebücher, die er dem althistorischen Seminar in Frankfurt am Main vermachte und die bisher nicht in der Öffentlichkeit vorgestellt worden sind.

Neben einem öffentlichen Vortrag in der Deutsch-Griechischen Gesellschaft Frankfurt (28.06.2006) und einem Forschungsvortrag im Institut für archäologische Wissenschaften sind in nächster Zeit die Fertigstellung des Manuskriptes und weitere Vorarbeiten für die Drucklegung gedacht

Zur Geschichte des Projektes
Im Jahr 2003 beantragte ich bei der Vereinigung der Freunde und Förderer der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt die Unterstützung für die Finanzierung der digitalen Aufnahme der Reisetagebücher sowie der von Felix Bölte hergestellten Fotografien (ca. 1400 Stück), die seit seinem Vermächtnis ein eher unbeachtetes Dasein in den Räumen der altertumswissenschaftlichen Fächer (vormals Gräfstr. 76/78) fristeten. Dieses Vorhaben wurde bewilligt, wofür wir sehr dankbar sind.
Seitdem wurden nun unter Mithilfe von Sabine Hermanowski-Weber (Bad Homburg) und Irmgard Staub (Abteilung für Alte Geschichte) die Reisetagebücher digitalisiert, d.h. maschinenlesbar gemacht. Gleichzeitig wurden ca. 1400 Photographien, die Bölte bei seinen beiden Reisen nach Griechenland und gelegentlichen anderen Fahrten nach Italien erstellt hatte, mittels eines handelsüblichen Scanners (CanoScan N650U) ebenfalls digitalisiert und nach Abschluß der Scanarbeiten auf eine DVD-R (in mehreren Exemplaren) gesichert.
Im weiteren werden nun die Scanns bearbeitet, um sie nach qualitativen Standards verwenden zu können. Außerdem wird jetzt die Foto-Datenbank mit dem Programm Filemaker Pro (Win) erstellt und die Scans eingelesen. Schließlich soll die Kombination »Datenbank und Photographien« ein weiteres nützliches Werkzeug für Forschung und Lehre im altertumswissenschaftlichen Bereich der Johann Wolfgang Goethe-Universität darstellen.

Vortrag
„Felix Bölte und seine Griechenlandreisen“ — Vortrag, veranstaltet von der Deutsch-Griechischen Gesellschaft Frankfurt und der Abteilung für Alte Geschichte an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, am 28. Juni 2006 um 19:30 Uhr, im Hörsaal B, Campus Bockenheim, Alte Universität, Mertonstraße 17.
Interessenten sind herzlich eingeladen, die Teilnahme ist kostenlos.

Biographie

  • Geboren am 4. August 1863 in Grevesmühlen als einziger Sohn des preussisch-mecklenburgischen Kanzleiadvokaten und Notars August Wilhelm Bölte
  • 1881 Reifezeugnis in Schwerin, anschließend Studium in Berlin und Bonn
  • Promotion 1886 in Bonn bei Herman Usener über De artium scriptoribus Latinis quaestiones.
  • Erste Anstellung als Gymnasiallehrer für Latein, Deutsch, Griechisch, Geschichte und Englisch am Staatl. Gymnasium in Frankfurt am Main
  • 1892/1893 Wechsel mit Karl Reinhardt Sen. an das neue Reformgymnasium Goethegymnasium
  • Seit 1913 korrespondierendes Mitglied des Kaiserlichen deutschen Archäologischen Instituts
  • Seit 9. Dezember 1914 ordentliches Mitglied des Kaiserlichen deutschen Archäologischen Instituts
  • 1903/1904 erste Griechenlandreise als Lehrerstipendiat des Kaiserlichen Deutschen Archäologischen Instituts
  • 1909 zweite Greichenlandreise. Längerer Abstecher und Rundreise über Rhodos an der kleinasiatischen Küste entlang bis nach Istanbul (Byzanz, Konstantinopel) und zurück nach Athen.
  • 1916 Übernahme des Direktorats (bis 1. April 1920)
  • 1920 vorzeitige Pensionierung, um Universitätsforschungen aufzunehmen und eine Honorarprofessur (seit 1921) in Frankfurt zu übernehmen
  • 1932 erneute Italienreise
  • Im 81. Lebensjahr am 11. November 1943 in Frankfurt verstorben; beigesetzt auf dem Städtischen Friedhof. Das Grab ist heute unauffindbar, nachdem es Anfang 1960 geräumt und eingeebnet worden ist, da niemand sich verantwortlich fühlte, die Pflege der Grabstätte zu übernehmen, obwohl dies testamentarisch als Bedingung für den Erwerb des Nachlasses verfügt worden war.

Dieser biographische Abriß ist in Bearbeitung, da neben den vorhandenen Postkarten (an Bölte aus Italien und Griechenland) weitere Notizen und Informationen aus dem Archiv des DAI (Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Berlin), dem Bundesarchiv, dem Universitätsarchiv Frankfurt und dem Institut für Stadtgeschichte Frankfurt zu erwarten sind.

Nachlass
Einen Bestandteil unserer ehemaligen Seminarbibliothek bildet die von Felix Bölte nachgelassene Privatbibliothek, die vor allem aus Reiseberichten, Fotografien und Literatur zur historischen Landeskunde Griechenlands besteht und einen enormen Gewinn ausmacht, da hier gezielt Monographien erworben wurden, die heute nur noch unter erschwerten Bedingungen in öffentlichen und privaten Bibliotheksbeständen gefunden werden können. Während das Institut für Klassische Archäologie die Fotosammlung übernahm, wurde der Bibliothek des ehemaligen Seminars für Alte Geschichte die umfängliche Privatbibliothek und die handschriftlichen Reisenotizen Böltes übergeben.
Interessant ist dieses Projekt, weil wir von den zwei Reisen, die Bölte als einer der ersten Lehrerstipendiaten des (damaligen) Kaiserlichen Deutschen Archäologischen Institut nach Griechenland, die Ägäis und das Osmanische Reich unternahm, umfängliche Tagebuchaufzeichnungen und eine große Zahl von Bölte gemachter Photographien besitzen. Die Tagebücher, von einer Reise handschriftlich, von der anderen in Maschinenschrift erhalten, werden momentan transkribiert und sollen dann für den Druck mit einem historisch-archäologischen Kommentar versehen werden.

Literaturangaben

  • Patricia Kögler, Felix Bölte und die Faszination der griechischen Landschaft, in: Begegnungen. Frankfurt und die Antike, Hans von Steuben zu Ehren. Hrsg. v. M. Herford-Koch, U. Mandel u. U. Schädler, Frankfurt 1994, 409–424.
  • Frank Börner / Ursula Mandel, Felix Böltes Photographien, in: ebda., 425–427.
  • Peter Scholz, Die »Alte Geschichte« an der Universität Frankfurt 1914–1955, in: ebda., 441–464.